Firmenjubiläum
Nyeman‘s Bageri: 100 Jahre und kein bisschen altmodisch
Nyeman‘s Bageri: 100 Jahre und kein bisschen altmodisch
Nyeman‘s Bageri: 100 Jahre und kein bisschen altmodisch
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Seit einem Jahrhundert gibt es die Bäckerei am Haderslevvej. In vierter Generation befindet sich das Unternehmen in Familienhand. Das Inhaberehepaar kann auf eine aufregende Zeit zurückblicken, in der es auch mal Rückschläge gab – doch aufgeben kam für Lene und Iver nicht infrage. Das hat sich ausgezahlt.
„Es gab schon harte Zeiten“, sagt Iver Hansen. Zusammen mit Gattin Lene führt er die Bäckerei Nyeman‘s Bageri og Konditori gleich gegenüber dem historischen Folkehjem, wo 2020 das 100. Jubiläum zur Wiederangliederung Nordschleswigs an Dänemark (Genforening) gefeiert wurde. Und jetzt kann auch das Traditionsunternehmen auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken.
Harte Zeiten
Zu den harten Zeiten, die Iver Hansen meint, gehörte zuletzt die Strompreiskrise, die besonders die großen Abnehmer elektrischer Energie hart traf. Doch auch die Konkurrenz hat dem Familienbetrieb vor einigen Jahren hart zugesetzt. „Vor 25 Jahren gab es noch 16 Bäckereien in der Stadt, zu Höchstzeiten sogar um die 20. Heute sind nur noch wir da“, summiert Iver Hansen. Industriebäcker in den Supermärkten sind vorrangig für den Bäckereien-Schwund verantwortlich. Die Branche war in der Krise.
„Und dann öffnete noch Skallebæk“, erinnert sich der Bäcker. Die Bäckerei hatte in Hadersleben (Haderslev) begonnen und „wuchs in kurzer Zeit enorm“, wie Iver sich erinnert. Die Konkurrenz war zu merken. Die Einnahmen gingen stark zurück. Es musste gespart und Personal entlassen werden. „Wir haben sehr viel gearbeitet.“
Immer wieder neu erfunden
Doch Nyeman´s Bageri og Konditori hat sich aus der Krise gearbeitet. Wie konnte sich der Familienbetrieb trotz der Konkurrenz behaupten? „Wir haben uns angepasst, sind den Wünschen der Kundinnen und Kunden gefolgt“, sagt Lene Hansen. Das Angebot wurde verändert, neue Produkte wurden entwickelt, man habe sich auf Messen und Branchentreffen inspirieren lassen, erzählt sie. Ständige Erneuerung verbunden mit alter Backtradition, das ist bei Nyeman´s das Erfolgsrezept neben harter Arbeit. Mit einer 37-Stunden-Woche ist es nämlich nicht getan. Von 6 bis 18 Uhr hat das Geschäft geöffnet. Gebacken wird – wie es Tradition ist – in der Nacht.
Sich ständig erneuern, mussten auch schon die Vorgänger. „Willy Nyeman hat Eis gemacht und kleine leckere Ostereier. Das war etwas anderes, als die anderen anboten“, erzählt Iver.
Begonnen Brote aus einem Teig herzustellen, der längere Zeit gehen muss, hat der Bäckermeister vor etwa 15 Jahren. Das gehört auch zum Nyeman‘schen Erneuerungsdenken. Zuvor gab es nämlich eine Fertigmischung, die den Teig in kurzer Zeit aufquellen ließ. Sauerteig war jetzt angesagt. Die Herstellung solcher Brote hat er sich angeeignet und bei Fortbildungen in der Schweiz weiterentwickelt. Heute ist diese Brotsorte gar nicht mehr wegzudenken und gehört zu den meistverkauften im Geschäft.
Und so halten es Lene und Iver auch heute noch. Es gibt keinen Stillstand. Neues wird ausprobiert. So hat die Bäckerei fast 4.500 Follower auf Facebook. Der sozialen Medien hat sich Lene angenommen. Sie beliefert die Feeds auf Facebook und Instagram mit Inhalten. Über aktuelle Angebote und die Arbeit in der Backstube informiert sie dort die Kunden. Einblicke gibt es jedoch auch ins Familienleben. So können die Kundinnen und Kunden am Familienbetrieb teilhaben. Über eine App auf dem Smartphone gibt es inzwischen weitere Angebote.
Charismatisches Paar
Zwar stammt Iver nicht aus der Nyeman-Familie, doch Lene ist eine gebürtige Nyeman – und der gelernte Bäcker hat den Betrieb gerne übernommen und führt ihn gemeinsam mit seiner „Lene“ seit vielen Jahren. Die beiden sind bekannt in Apenrade und über die Stadtgrenzen hinaus – und das nicht erst, seit der Fernsehsender „TV Syd“ im Jahr 2022 eine Doku-Serie über die Bäckerfamilie ausgestrahlt hat.
30 Mitarbeitende in familiärer Atmosphäre
Lene und Iver sind die vierte Generation in der Bäckerei am Haderslevvej. Früher hieß die Hauptstraße noch Norder Chaussee (Nørre Chaussé). Begonnen hat die Bäcker-Geschichte mit August Nyeman. Dessen Vater war übrigens Schwede, weshalb nur mit einem „N“ geschrieben – sollte sich jemand wundern. 30 Mitarbeitenden bietet die Bäckerei und Konditorei heute ein Einkommen, 12 davon arbeiten in Vollzeit. Und wie vor 30 und 50 Jahren auch, sitzt man am Tisch zusammen, isst sein Pausenbrot, trinkt den Kaffee und klönt miteinander – wenn auch nicht mehr in der Küche des Hauses. Die Beschäftigten gehören zur Nyeman-Familie.
Wer heute die Telefonnummer der Bäckerei wählt, nämlich 74 62 22 22, wählt einen Teil der ursprünglichen Nummer von 1923. „Die lautete 22. Der Gatte von Mette Helene Nyeman war Telegrafenmeister“, erzählt Iver. Neben der Bäckerei war anfänglich ein Delikatessengeschäft untergebracht.
Die vierte Generation verabschiedet sich nun bald. „Wir gehen im November in den Ruhestand“, berichtet Iver Hansen. „Wir werden nicht jünger“, fügt Lene hinzu. Nachfolger gibt es schon: Es sind der Schwiegersohn Jens und Tochter Nanna, die das Unternehmen – dann in fünfter Generation – weiterführen werden. Das mache sie froh, denn heute sei es nicht selbstverständlich, dass es einen Nachfolger gibt, sagen Iver und Lene.
Und vielleicht gibt es auch in der fünften Generation Hoffnung auf Nachwuchs, denn Enkelin Signe hilft auch schon im Geschäft mit.
Am Freitag, 7. Juli, wird das runde Jubiläum gebührend gefeiert. Dann laden die Nyemans von 14 bis 17 Uhr zum Kuchenbuffet ein.